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Tattoo Talk mit Ansgar v. Hucretha: Male Model und Vollzeit-Nerd

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Male Model Asgar v. Hucretha

Von Mimi Erhardt

Ansgar v. Hucretha bezeichnet sich selbst als „Vollblut-Nerd“ – Playstation und Rechner rattern bei ihm ständig auf Hochtouren. Ob „Dead By Daylight“, „Phasmophobia“ oder „Resident Evil“ – düster und nervenaufreibend muss es sein. „Filmisch bin ich irgendwo in den 80er hängen geblieben“, so der 45-Jährige. Dass es sich bei dem Male Model um einen solchen Geek handeln könnte, hätte wohl niemand in der KinKats-Redaktion vermutet. Wir sprachen mit dem bekennenden Horrorfilm-Fan.

Auf Instagram nennst du dich Ansgar v. Hucretha …

Ansgar v. Hucretha: „Eines der größten Mysterien ist tatsächlich mein zugegebenermaßen etwas sperriger Name. Ich heiße tatsächlich Ansgar. Der Rest des Namens ist eine Hinterlassenschaft aus Zeiten, in denen ich noch musikalisch in einer Mittelalter-Elektroband unterwegs war. Die Grenze zu meiner Arbeit als Model war stets schwimmend, weshalb ich den Namen dann einfach beibehalten habe. Er hatte sich soweit etabliert, und ich habe ihn lieb gewonnen. Hucretha hieß übrigens mein Geburtsort im frühen Mittelalter.“

Du bist Model. Machst du das hauptberuflich oder ist es eine private Leidenschaft?

Ansgar v. Hucretha: „Es wäre natürlich fantastisch, wenn ich das Modeln hauptberuflich machen könnte. Über die Jahre hat es einen sehr großen und wichtigen Anteil angenommen und ist für mich zumindest aktuell nicht wegzudenken. Für mich ist es aber auch ein ganz großer Vorteil, dass ich nicht davon leben muss. Ich kann wählen, was ich mache und mit wem ich zusammenarbeite. Ich kann mich auf Projekte fokussieren, die mir wichtig sind, vor allem aber Spaß machen. Natürlich immer mit der nötigen Professionalität.“

Was reizt dich am Modeln?

Ansgar v. Hucretha: „Es ist die Herausforderung, sich auf immer neue Situationen, Motive und Ideen einzustellen. Es ist schon sehr spannend, die unterschiedlichen Herangehensweisen kennenzulernen, die verschiedenen Facetten und Vorstellungen der Fotografen, aber auch der Mitmodelle. Besonders gut gefallen
mir Bilder, bei denen ich selbst zweimal hinschauen muss, um mich zu erkennen. Manchmal langt es auch, die Brille aufzusetzen.“

Ansgar v. Hucretha fühlt sich vor der Kamera sichtlich wohl
Ansgar v. Hucretha fühlt sich vor der Kamera sichtlich wohl

Viele deiner Fotos sind recht freizügig. Ist das einfach der Bereich, in dem du am erfolgreichsten bist oder ist es dir ein Anliegen, deinen Körper zu zeigen? Ich frage, weil der Grund für freizügige Aufnahmen bei Frauen immer wieder Thema sind, während man bei Männern einfach sagt: „Der hat doch einen tollen Körper, natürlich zeigt er den.“ Wie nimmst du das wahr?

Ansgar v. Hucretha: „Ich kann, was das angeht, natürlich nur für mich und meine Erfahrungen sprechen. Es ist sicher unbestritten so, dass gerade bei weiblichen Modellen die Freizügigkeit sehr einseitig und objektifizierend ausgelegt wird. Es gibt sicher auch den anderen Blick darauf, wo eher künstlerische Aspekte eine Rolle spielen. Aber leider wird bei Frauen ein freizügiges Bild immer gern als ,Einladung‘ oder schlimmer noch als ,Aufforderung‘ verstanden. Die Differenzierung, dass ein Männerkörper ja weniger sexuell wahrgenommen wird als ein Frauenkörper, ist natürlich ein gesellschaftliches Problem. Die sozialen Medien nehmen uns diese Kategorisierung bereits im Vorfeld ab. Die weibliche Brust ist sexuell, eine männliche eher nicht. Ich würde mir wünschen, dass da weniger differenziert und vor allem etwas mehr Respekt untereinander herrschen würde.“

 

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Wie sind die Reaktionen auf deinen Content?

Ansgar v. Hucretha: „Aus meiner Erfahrung heraus bekomme ich sicher nicht weniger Dickpics oder Videos zugeschickt als eine Frau mit ähnlichem Content. Schließlich finde ich es ja geil *facepalm* Mich persönlich trifft das nicht, es kann aber extrem nerven. Ich musste mir diese Antwort auch tatsächlich lange überlegen. Mein erster Impuls war mir zu allgemein gehalten, da es gewiss auch Männer gibt, die nach dem Erhalt eines Bildes vielleicht sogar verstört sind. So ist es übrigens auch mit teils wirklich sinnbefreiten, extrem anzüglichen Nachrichten, die dich absolut auf ein bestimmtes Körperteil reduzieren. Ich will jetzt aber nicht nörgeln. Mir ist bewusst, was für Content ich liefere und dass dieser dann Reaktionen erzeugt. Das rechtfertigt aber nicht den Ton. Und nicht alles, was als Kompliment gemeint ist,
kommt auch so an.“

Privat bezeichnet sich das Male Model als Nerd – kaum zu glauben
Privat bezeichnet sich das Male Model als Nerd – kaum zu glauben

Wie empfindest du Shootings, bei denen du dich (fast) nackt zeigst? Bist du davor noch nervös? Wie suchst du deine Fotografen aus? Wie läuft so ein Shooting ab?

Ansgar v. Hucretha: „Ich entscheide mich ja bewusst für ein Shooting, einen Fotografen oder eine Fotografin. Ein Großteil meiner Aufnahmen bewegt sich im Bereich Akt, Teilakt oder Porn Art. Von daher habe ich im Vorfeld eh immer schon grob einen Fahrplan, was mich erwartet. Wichtig für mich ist immer zu wissen, was genau geshootet wird. Dass sich spontan Änderungen ergeben, kann mal vorkommen, ist bei mir aber eher etwas, wenn Vertrauen im Spiel ist oder man bereits geshootet hat. Ich muss aber gestehen, dass ich trotz alledem ein sehr spontaner Mensch mit vielen Flausen im Kopf bin. Ich bin immer dankbar, wenn Fotografen Wünsche äußern, da sie sonst mit dem Chaos in meinem Kopf leben müssen. Nervös bin ich in der Tat gar nicht mehr. Es gibt so bestimmte Situationen, bei denen man kurz überlegt, wie und ob es umgesetzt wird. Aber manchmal ist es einfacher und eher von Vorteil, nicht viel nachzudenken.“

Was würdest du Männern sagen, die selbst Lust haben, für erotische Fotos zu modeln? Würdest du sie ermutigen oder ihnen davon abraten? Und wie sollen sie anfangen?

Ansgar v. Hucretha: „Prinzipiell begrüße ich es, wenn man sich ausprobieren mag, kreativ sein und neue Dinge für sich entdecken möchte. Man sollte sich aber gerade bei erotischen Bildern darüber im Klaren sein, dass sie im Zweifelsfall auch mal Personen zu sehen bekommen, bei denen es einem nicht so recht sein könnte. Wenn man da mit sich im Reinen ist, sollte man sich eine seriöse Fotografin oder einen Fotografen suchen, eventuell mal einen Kaffee trinken, das Geplante ausgiebig besprechen und dann auf das eigene Bauchgefühl hören. Das ist immer das
Wichtigste. Man merkt schnell, ob man sich das richtige Hobby gesucht hat. Ich bin auch ein großer Freund von Selbstreflexion. Freunde und Bekannte haben manchmal vielleicht nicht den Mut, die Wahrheit zu sagen und nicken dann zustimmend ab, und so kann eine von außen zugetragene Meinung Augen öffnen und die Erleuchtung bringen.“

 

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Model Ansgar v. Hucretha liebt Cosplay

Deine zweite Leidenschaft ist Cosplay. Was ist das Besondere daran?

Ansgar v. Hucretha: „Für mich ist das Schlüpfen in andere Rollen bereits seit Langem ein Bestandteil dessen, was ich mache und wie ich lebe. Es ist ja nicht nur die Fotografie, sondern auch die Musik, aus der mein Alter-Ego entstanden ist, das im Grunde einfach nur ein lauter, verrückter Teil von mir ist. Sondern auch Videoarbeiten, Hörspiele, etc. Wir Menschen haben so viel Potential und können so kreativ in vielerlei Hinsicht sein und bremsen uns nur selbst aus, aus Rücksicht auf Befindlichkeiten oder weil wir meinen, man käme abgedreht rüber.“

Welches war dein Lieblingskostüm und welches würde dich reizen?
Ansgar v. Hucretha: „Aktuell bin ich stark im Ghostbusters-Franchise unterwegs. Das ist schon, wenn man es richtig macht, die hohe Schule. Die ganze Ausrüstung, Protonenpack, etc. … Das muss schon stimmen, und mein Anspruch an mich selbst ist sehr groß. Ich hoffe, das gelingt mir, glaube aber, auf einem guten Weg zu sein. Ansonsten ist es aktuell noch Ashley Williams (Evil Dead) und Tully von den Ghostbusters. Der trifft den eigentlich sehr unsicheren Nerd in mir auf den Punkt. Umsetzen möchte ich unbedingt noch, bevor es nicht mehr passend ist, He-Man. Ein Held meine Kindheit.“

 

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Würdest du dich als sexpositiven Menschen bezeichnen? Wenn ich deinen Model Content sehe, würde ich dich irgendwo in der kinky Community verordnen. Oder liege ich da ganz falsch?

Ansgar v. Hucretha: „Ich bin sicher sexpositive. Ich musste das erstmal googlen gerade. Aber ich bleibe bei meinem Ja. Ich mag aber keine Schubladen. Ich habe einfach einen gesunden, neugierigen und vor allem rücksichtsvollen Umgang mit Sexualität. Ich finde alles so unglaublich spannend, was mit diesem Thema zu tun hat. Prinzipiell sauge ich alles dazu auf wie ein Schwamm. Bei der ganzen Thematik, auch auf Shootings bezogen, ist mir Rücksichtnahme sehr wichtig, und das merken hoffentlich auch meine Shootingpartner und -partnerinnen. Wenn man diese Offenheit als kinky bezeichnet, mag es zutreffen. Ich gehe ab und an gerne feiern, und der Bekannten- und Freundeskreis gibt eine gewisse Richtung vor. Da sind es dann
aktuell eher kinky Feten (ich liebe dieses Wort) Aber wie gesagt, ich bin zum Feiern dort. Sexualität habe ich drumherum genug.“

Was macht dich als Mensch einzigartig?

Ansgar v. Hucretha: „Die Art, wie ich lebe, wie ich sozialisiert wurde in Kombination mit dem Code in meiner DNA. Wir sind alle einzigartig.“

 

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Hast du Tattoos oder andere Bodymods? Oder ist das als Model schwierig?

Ansgar v. Hucretha: „Ich war in meiner Jugend mal ein ganz Wilder. Meine ,verrückten‘ Bodymods beschränken sich aber auf vier Piercings oberhalb des Halses. Ein Zungenpiercing, ein Piercing unter der Unterlippe, ein Nasenpiercing und die obligatorische 90er-Augenbraue. Ich bin eine Memme und habe bei jedem Einzelnen davon gelitten… nachdem ich aus der Ohnmacht erwacht bin. Tätowierungen habe ich keine. Ich schaue sie mir gerne an und bewundere Menschen, die diese tragen. Ich bin gerne wandelbar – das wäre dann für mich nicht mehr möglich.“

Wenn dein Leben ein 90er-Jahre-Highschool-Film wäre – welche Rolle wäre deine?

Ansgar v. Hucretha: „Puh, das ist echt schwer. Stelle mir die Frage zu unterschiedlichen Tageszeiten, und du bekommst abweichende Antworten. Aktuell beginnt die Cosplay Saison aufgrund des neuen Ghostbusters ,Frozen Empire‘ im März. Der Nerd hüpft bereits und hat Angst, dass seine Brille zu Bruch geht. Ansonsten war ich immer eher der Mikey oder Data aus den ,Goonies‘. Ja, ich weiß, das waren die 80er … aber ich war nie ein Parker Lewis. Da dann eher der Jerry Steiner … *lach*“

Hier geht es zum Instagram-Profil von Ansgar v. Hucretha.

Und hier findet ihr seinen Cosplay-Feed.