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Tattoo Talk mit Davy Jones: Aus dem Drogensumpf ins beste Leben

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Tattoo Talk mit Davy Jones: Aus dem Drogensumpf ins beste Leben
Davy Jones

Krasser Typ. Der vermutlich erste Eindruck der Meisten, wenn sie Davy Jones im echten Leben gegenüberstehen. Oder durch seinen Instagram-Feed scrollen. Ein Riesen-Typ, Model, Ex-Türsteher der Berliner Kitty Cheng Bar, tätowiert, muskulös. Und lange Zeit fester Bestandteil des Nachtlebens der Hauptstadt. Der 38-Jährige HipHop-Fan ließ nichts anbrennen. Und verlor sich dabei irgendwo zwischen Drogen, Alkohol und ausschweifenden Partys. Inzwischen hat er den alten Versuchungen abgeschworen – heute ist der ehemalige Bouncer clean, arbeitet nicht mehr an der Clubtür, sondern hinter den Kulissen. Er geht lieber ins Gym als zu feiern und dokumentiert seinen Weg aus der Sucht öffentlich auf Instagram. Wir haben mit ihm über seine beeindruckende Wandlung gesprochen.

Von Mimi Erhardt

Ich folge dir schon seit Jahren auf Instagram, du hast sogar schon mal für einen alten Blog von mir geshootet. Ich weiß, dass du nicht nur optisch, sondern auch innerlich eine große Wandlung vollzogen hast …

Davy Jones: „Ein paar Kilo schwerer und um viele Probleme leichter, würde ich sagen. Ich habe mich Ende 2022, nach einem langen Kampf mit mir selber, dazu entschlossen, einen Drogen- und Alkoholentzug zu machen. Dazu haben vor allem mein bester Freund Tim, aber auch meine Mom, viel beigetragen. Ohne die beiden wäre das wahrscheinlich kaum möglich gewesen. An dieser Stelle nochmal DANKE an euch. Ich bin in den Jahren davor sehr tief abgerutscht, habe viele dumme Entscheidungen getroffen und mich immer weiter von mir entfernt. Am Ende haben Drogen, Alkohol und Probleme mein Leben bestimmt, und so ging es nicht weiter. Im November 2022 bin ich dann zu meiner Mom, um mich dort erst einmal zu erholen und gewisse Dinge aufzuräumen. Im Januar 2023 habe ich mich dann in eine geschlossene Einrichtung eingewiesen, um von dort aus eine Langzeit-Reha zu beginnen. Diese hat dann insgesamt sieben Monate gedauert.“

Sich im Nachtleben zu verausgaben, kommt für Davy Jones nicht mehr in Frage. Er trainiert lieber im Gym
Sich im Nachtleben zu verausgaben, kommt für Davy Jones nicht mehr in Frage. Er trainiert lieber im Gym
Wie siehst du diese Zeit in der Rückschau?

 

Davy Jones: „Rückblickend betrachtet war es die wichtigste und intensivste Zeit, die ich bisher hatte. Ich habe mich mit meiner Vergangenheit auseinandergesetzt und diese dann aufgearbeitet. Das war schmerzhaft, und dennoch fühlt es sich gut an. Jetzt bin ich mit mir und dem, was da alles passiert ist, im Reinen und kann nach vorne schauen …“

 

Was hat die Abkehr vom dauerfeiernden Davy zum nüchtern lebenden Davy bewirkt?

 

Davy Jones: „Ich habe mit 38 nun endlich Bezug zu mir und meinen Gefühlen. Ich kann benennen, wie es mir geht und mich auch aktiv damit auseinanderzusetzen. Fühlt sich toll an! Zudem bin ich wesentlich ruhiger und weniger impulsiv, bedachter in meinem Handeln, und man könnte sogar meinen, ich werde langsam erwachsen. Was sich vor allem im Job bemerkbar macht, da ich nun nicht mehr hinterm Tresen, sondern größtenteils am Schreibtisch bin und da noch mehr Verantwortung habe.“

 

Früher griff Davy Jones zu Alkohol und Drogen – heute geht er ins Gym

Wenn ich mir deine Posts heute anschaue, ist das Gym eine große Stütze für dich. Was gibt Kraftsport dir?

Davy Jones: „Der Sport gibt mir vor allem Routine und Ausgleich. Früher habe ich, wenn alles doof war, zu Drogen und Alkohol gegriffen. Nun gehe ich (fast) jeden Tag nach der Arbeit ins Gym, treffe dort Menschen, die das gleiche Ziel verfolgen und arbeite weiter an mir. Eine ganz besondere Rolle in diesem Prozess spielt mein Mitbewohner und Trainer Thorsten (Dodo_der_profi89), der mir sehr viel beigebracht hat und mich immer wieder antreibt. Ich bin ehrlich, ohne den Dude wäre ich niemals an dem Punkt, an dem ich jetzt bin. Ganz viel Liebe für diesen großartigen Menschen.“

 

 

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Was würdest du dem Davy von vor zehn Jahren gerne sagen? Oder anders gefragt: Würdest du heute einen anderen Weg gehen?

 

Davy Jones: „Mit mir vor zehn Jahren in den Dialog zu gehen, wäre schwierig, da ich zu dieser Zeit schon sehr tief im Feier- und Konsumsumpf war und ich sowieso der festen Überzeugung war, dass ich alles (besser) weiß. Ich war absolut nicht reflektiert und nur auf meine Außenwahrnehmung fixiert. Aber mit dem Wissen von heute, vor zehn Jahren, würde ich vieles wahrscheinlich intuitiv anders machen. Mich mehr um mich und meinen Weg, meine Freunde und Familie kümmern. Eben all das, was ich jetzt mache.“

 

Du gehst immer noch aus. Ganz sicher feierst du inzwischen anders als noch vor wenigen Jahren. Was bringt dir heute Spaß, wann würdest du sagen: „Ich hatte heute eine gute Zeit“?

 

Davy Jones: „Ich bin sogar sehr gerne noch abends unterwegs, aber bei Weitem nicht mehr so lange, wie damals. Ich mag es, eine gute und unbeschwerte Zeit mit meinen Freunden zu haben und habe auch gar keinen Stress damit, wenn die trinken. Ich mag den Vibe der Nacht, das Licht und die Musik, wenn alles ein wenig leichter ist und die Sorgen vom Tag nicht ganz so schwer wiegen … Aber spätestens gegen drei werde ich meistens müde.“

 

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Du gehst mit deiner Sucht-Vergangenheit in den sozialen Medien sehr offen um. Was ist die Intention dahinter?

 

Davy Jones: „Ich war noch vor ein paar Jahren ein sehr, sehr schlechtes Vorbild für mich und andere Menschen. Ich habe meinen Lifestyle zelebriert, auf Instagram gab es keine Probleme, nur Party und das gute Leben. Dahinter sah es ziemlich mies aus. Aber das durfte ja keiner sehen. Nun möchte ich ein besseres Vorbild sein und auch zu mehr Achtsamkeit aufrufen. Dass man vielleicht auch mal genauer hinschaut, auf Freunde mehr Acht gibt und eventuell hinterfragt. Denn in diesem Sumpf ist man schneller versunken, als man denkt.“

 

Lass uns über deine Tattoos sprechen. Mit was hast du angefangen, und welche Tattoos bedeuten dir besonders viel?

 

Davy Jones: „Ich habe nach meiner Therapie wieder ordentlich losgelegt, merke ich gerade wieder. Besonders für mich sind da zwei Tattoos. Zum einen die kleine ,14‘ auf meiner linken Hand, da das meine Gruppe in der Reha war und ich die Jungs nie vergessen werde. Zum anderen ganz neu auf meinem Hals ,King of my Castle‘, was so viel bedeutet wie ,Herr meiner Gedanken‘, was ich ja nun wieder bin. Von den älteren Sachen mag ich immer noch besonders auf meinem linken Arm das Tattoo für meinen Dad und die kleine Krone am Haaransatz, ebenfalls für meinen Dad.“

 

 

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Die 1985 auf deiner Brust fällt natürlich besonders auf. Was hat es damit auf sich?

 

Davy Jones: „Früher war meine Antwort immer: ,Meine Startnummer beim Berlin-Marathon.‘ Das ist mein Geburtsjahr. Woher ich die Idee habe? Schaut mal den Film ,Alphadog‘ mit Justin Timberlake.“

 

Hast du weitere Tattoo-Pläne für dich?

 

Davy Jones: „Oh ja! Da kommt noch eine Menge. Ich brüte gerade über einer Idee für meinen Rücken, da das nun mal die größte Leinwand auf meinem Körper ist. Ich will da was Massives haben.“

 

Fühlst du dich mit deinen Tattoos selbstsicherer?

 

Davy Jones: „Manchmal vergesse ich sogar, dass ich so viele habe und wie ich damit auf andere Menschen wirke, was mich dann sogar kurz verunsichert. Ich will ja schließlich niemandem Angst machen. Weil eigentlich bin ich ja ein ganz Netter 😉 Aber so grundsätzlich im Alltag schon. Ist wie ein Schutzpanzer.“

 

 

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Was macht dich als Mensch einzigartig?

 

Davy Jones: „Mein abgrundtief schlechter Humor! Der ist unübertroffen. Ich lache über so ziemlich jeden Mist. Zudem habe ich immer ein offenes Ohr für jeden, der es gerade braucht. Ich versuche immer, für meine Freunde und Familie da zu sein, auch wenn das bedeutet, dass ich mich selber hinten an stelle. Und aktuell wieder die Fähigkeit, jeden Tag besser sein zu wollen, als den Tag davor.“

 

Wenn dein Leben ein 90er-Jahre-Highschool-Film wäre – welche Rolle wäre deine?

 

Davy Jones: „Der Typ, den alle für gar nicht so nett halten, obwohl er es eigentlich ist. Der Buddy vom Quarterback vielleicht …“