Start Tattoo Maori Tattoo: Geschichte, Symbole und wahre Bedeutung

Maori Tattoo: Geschichte, Symbole und wahre Bedeutung

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Maori Tattoo
Maori Tattoo

Vor zwei Wochen schickte mir ein Freund ein Instagram-Reel zu. Darin zu sehen waren Spiel-Highlights der neuseeländischen Rugby-Nationalmannschaft, genannt All Blacks. Seitdem wird meine For-you-Page geflutet mit Rugby- und Neuseeland-Content. Find ich gut. Denn beides interessiert mich. Besonders angetan hat es mir die Geschichte der Māori mit ihrer Tradition des Körperschmucks. Sprechen wir über Maori Tattoo.

 Von Mimi Erhardt

Die Bedeutung der Maori Tattoo

Māori – das ist das indigene Volk Neuseelands, das vor über über 1000 Jahren aus Polynesien einwanderte und mit seiner Kultur, Sprache und seinen Traditionen die Identität Neuseelands zutiefst geprägt hat. Heute machen sie etwa 14 Prozent der neuseeländischen Bevölkerung aus.

Bekannt sind die Māori unter anderem für den Kriegstanz Haka, der unter anderem auch von den All Blacks vor jedem Spiel aufgeführt wird, um so Stolz, Einheit und Stärke zu demonstrieren.
Und auch ihre traditionellen Tätowierungen, die so genannten Tā Moko, sind weltweit nicht nur unter Tattoo-Fans angesehen und respektiert.

Der Ursprung der Maori Tattoos

Die Ursprünge der Tätowierkunst der Māori reichen viele Jahrhunderte zurück, Experten sprechen vom 13. Jahrhundert, eventuell noch früher. Lange Zeit, teils bis heute war und ist es ein Ausdruck von sozialem Rang, Stammeszugehörigkeit, Geschlecht, Tapferkeit, und Lebensleistungen. Männer ließen sich meist das ganze Gesicht tätowieren, während Frauen häufig das Kinn, die Lippen und manchmal andere Körperstellen verzierten.

Was unterscheidet die Tā Moko von unseren Tattoos?

Anders als in unserer, der westlichen Kultur, sind Tā moko, die Tätowierungen der Māori, weit mehr als bloßer Körperschmuck. Die Tätowierungen, die oft sowohl Gesicht als auch Körper zieren, sprechen eine visuelle Sprache – eine Erzählung über die Identität des Trägers. „Moment mal, mein Tattoo hat aber auch eine Bedeutung“, mag sich nun mancher denken und hat damit selbstverständlich Recht. Dennoch haben Māori-Tattoos noch eine andere, kulturell bedingte Tiefe. In den Augen der Māori spiegeln die Tā moko Identität, Herkunft und Lebensgeschichte ihrer Träger wider. Sie erzählen unter anderem von sozialem Status und Stammeszugehörigkeit, bilden Familiengeschichten ab. Nichts ist hier beliebig – jede Linie, jede Kurve ist Symbol ,trägt nicht zuletzt spirituelle Bedeutung in sich.

Maori Tattoo Vorlage
Image by Rawpixel via Envato Elements

Wie werden Tā Moko tätowiert?

Gegen die ursprüngliche Tätowiermethode der Māori sind die heutigen Tätowierprozesse ein echter Spaziergang. Das Stechen eines Māori-Tattoos war eine sehr schmerzhafte Erfahrung. Die aber einen Sinn hatte: Schmerz als Übergang, als Zeichen der Transformation.

Zunächst wurden tiefe Schnitte in die Haut gemacht, dann wurde ein Meißel, uhi genannt, in Pigmente, zum Beispiel aus verbranntem Holz getaucht und in die Schnitte geklopft. Eine andere Variante dieses Verfahrens bestand darin, den Meißel, der aus Eisen, Knochen oder Tierzähnen gefertigt wurde, in das Farbgefäß zu tauchen und ihn mit einem Hammer in die Haut zu treiben. Diese Tätowierungsmethode hinterlässt nach der Heilung Rillen auf der Haut, anstatt der üblichen glatten Oberfläche, die bei Nadelstich-Tattoos zurückbleibt.

Es gibt zwei Arten von Maori Tattoos: Bei der normalen Variante werden nur die Linien geschwärzt, bei der zweiten Variante wird der Hintergrund geschwärzt und die Linien bleiben klar – dies wird Puhoro genannt.

Damit alles abheilen konnte, wurden jeweils nur wenige Körperteile tätowiert. Darunter in erster Linie das Gesicht, da die Māori den Kopf als heiliges, spirituelles Zentrum des menschlichen Körpers betrachten. Weitere gängige Stellen, die tätowiert werden, sind unter anderem Waden, Rücken und Bauch.

Heutzutage nutzen viele Künstler moderne Tätowiergeräte, aber es gibt auch ein wachsendes Interesse an der Wiederbelebung der traditionellen Methoden.

Was bedeuten die Muster?

Ein 
Maori Tattoo besteht aus geschwungenen Linien, Spiralen und symmetrischen Mustern, die oft das Gesicht in verschiedene Zonen einteilen. Jede Zone steht für einen bestimmten Aspekt des Lebens – etwa Abstammung, Errungenschaften oder familiäre Verantwortung.

Auf der Seite Newzealand.com ist nachzulesen, dass zu den typischen Tattoo-Motiven das Symbol des Koru gehört, das einen sich entfaltenden Silberfarn darstellt. Es repräsentiert die Entfaltung des eigenen Lebensweges.

Moko Kauae ist ein traditionelles Gesichtstattoo der Māori, insbesondere ein Kinntattoo, das von Frauen getragen wird. Es ist eine bedeutende kulturelle und spirituelle Praxis, die die Identität, Herkunft und den Status einer Frau innerhalb ihrer Gemeinschaft symbolisiert.

Eine gute Übersicht der unterschiedlichen Symbole findet sich auf der Seite Zealandtattoo

Die Wiederentdeckung einer alten Kultur

Nach Zeiten der Kolonisierung und kulturellen Unterdrückung erlebte das Tā moko ab den 1980er-Jahren eine kulturelle Renaissance. Viele Māori begannen, ihre traditionellen Tätowierungen zurückzuerobern, um ihre Identität und ihre Verbindung zur Ahnenlinie auszudrücken.

Moderne Māori tragen ihre Tätowierungen oft mit Stolz, sowohl im traditionellen Stil als auch in zeitgenössischen Interpretationen. Kirituhi, eine nicht-traditionelle, künstlerisch inspirierte Form von Māori-Tätowierungen, wird manchmal auch von Nicht-Māori getragen – allerdings wird dabei zunehmend auf kulturellen Respekt und Sensibilität geachtet.

 

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Māori-Tattoos heute

Wie viele Traditionen hat sich auch die der Māori-Tattoos weiterentwickelt. Heute unterscheidet man deshalb zwischen diesen beiden Stilen: Tā moko und Kirituhi – doch was ist der Unterschied? Bei Tā moko handelt es sich um persönliche, traditionelle und tief in der Māori-Kultur verankerte Tätowierungen. Kirituhi hingegen ist eine künstlerische Interpretation im Stil des Tā moko, aber ohne den kulturellen Anspruch. Es wird oft von Nicht-Māori getragen – mit Respekt, idealerweise. Womit wir bereits beim letzten Punkt angelangt wären …

Respekt statt Aneignung

Ein wichtiger Punkt, den man bei Māori-Tattoos nicht ignorieren darf, ist die Diskussion um kulturelle Aneignung, sprich: Inwieweit dürfen Nicht-Māori diese Kunstform übernehmen? Für viele Māori ist Tā moko heilig – es gehört zur Identität, zur Spiritualität, zur Familie. Wer sich einfach nur ein „cooles Muster“ stechen lässt, ohne die Bedeutung zu kennen, riskiert, kulturelle Grenzen zu überschreiten.

Wer sich für ein Tattoo im Māori-Stil interessiert, sollte sich intensiv mit der Geschichte und Bedeutung auseinandersetzen – und im besten Fall mit einem Māori-Künstler zusammenarbeiten. Denn, so die gute Nachricht: Viele Māori-Tätowierer sind offen für Dialoge und bieten Kirituhi an, die inspiriert, aber nicht kulturell vereinnahmend sind. Der Schlüssel ist: Respekt. Zuhören. Lernen.

Einige bekannte Tätowierer:

Gordon Toi:
https://www.instagram.com/gtoinative/
Te Rangitu Netana:
https://www.instagram.com/terangitu/
Riki Manuel
:
https://www.instagram.com/p/DK3DCwHB3UO/